„So war das eigentlich nicht geplant.“ Sven Gloss hatte einen Plan. Und der sah vor, dass man in dieser Saison in der Oberliga oben mitspielen wollte – Aufstieg in die Regionalliga nicht ausgeschlossen. Doch das geht jetzt nicht mehr, denn die Weinheim Longhorns spielen bereits Regionalliga. „Der Aufstieg in der Vorsaison kam überraschend, ist aber das Ergebnis unseres starken Teamspirits“, sagt der Headcoach der Longhorns. Am Sonntag empfängt seine Mannschaft im heimischen Sepp-Herberger-Stadion die Fighting Farmers Montabaur, aktueller Tabellenführer der Regionalliga Mitte. Kick-off ist um 15.30 Uhr.
„Irgendwer hat mir mal gesagt, dass sie hier 63 Spiele in Folge verloren haben. Die Situation war schon sehr angespannt.“ Im November 2013 kam Sven Gloss als Jugendcoach nach Weinheim. Die Senioren der Longhorns hatten da gerade schwierige Jahre in den Knochen. 2010 Abstieg aus der GFL, 2011 Abstieg aus der GFL2, 2012 Abstieg aus der Regionalliga, 2013 Abstieg aus der Oberliga gerade so verhindert. Und dann schmiss eine Woche vor dem Saisonbeginn 2014 auch noch der Headcoach der ersten Mannschaft hin. „Ich habe damals das Team übernommen und wir haben gerade so den Abstieg verhindert.“
Es sprach nicht viel dafür, dass Weinheim nur zwei Spielzeiten später schon wieder in der Regionalliga antritt. „Aber es hat sich viel bewegt seit dieser Zeit“, sagt Gloss. „Nach dem Abstieg aus der GFL war der Aderlass riesengroß. Keine Kohle, kaum Coaches, wenige Spieler.“ Eine neue Vorstandschaft um Anja Ongari sorgte für Aufbruchstimmung. „Da wächst wieder etwas heran“, sagt Gloss heute. „In der Jugend könnten wir sicher noch stärker wachsen. Aber die Jungs, die nach oben zu den Senioren kommen, übernehmen wichtige Rollen und machen einen guten Job. Wir stellen hier gerade alles auf gesunde Füße.“
Dass die Trauben in der Regionalliga hoch hängen, haben die Longhorns schon beim ersten Saisonspiel gegen Zweitliga-Absteiger Holzgerlingen zu spüren bekommen – das Spiel verlor Weinheim mit 0:13. „Wir müssen uns erst noch akklimatisieren. In der vergangenen Saison haben wir mit der Offense im Schnitt 38 Punkte gemacht, gegen Holzgerlingen keinen einzigen. Das ist schon eine andere Art Football. Unsere Defense hat das scheinbar ein bisschen schneller umsetzen können als die Offense.“
Nun also geht es gegen die Farmers, die ihrerseits mit zwei Siegen in die neue Saison gestartet sind. „Ein sehr etabliertes Team, das schon eine gefühlte Ewigkeit in der Regionalliga spielt. Montabaur hat viele erfahrene Spieler an Bord. Ich freue mich zum Beispiel auf das Wiedersehen mit Kevin.“ Farmers-Quarterback Kevin Brüngel hatte einst zwei Jahre unter Sven Gloss bei den Wiesbaden Phantoms gespielt. „Ist halt nur doof, dass er am Sonntag im anderen Team steht. Auf ihn werden wir achten müssen. Und auf viele andere, wie zum Beispiel den Import-Linebacker Tim Edmonds, der auch eine ziemliche Waffe in der Defense ist.“
Überhaupt präsentierte sich die gesamte Farmers-Mannschaft beim Rheinland-Pfalz-Derby gegen Mainz (17:6) extrem motiviert und unter Strom. „Das war für mich sicherlich eine der positivsten Erkenntnisse des Spiels“, sagt Headcoach Sebastian Haas. „Für uns Coaches ist es enorm wichtig, dass wir als Team mit viel Leidenschaft spielen. Das ist uns gegen Mainz gelungen. Ich glaube noch nicht mal, dass das direkt an Mainz als Gegner lag. Die Jungs waren einfach heiß auf das erste Heimspiel.“
Mit nur sechs Gegenpunkten in zwei Spielen – wenn auch gegen noch nicht eingespielte Pirates aus Frankfurt und einen starken Aufsteiger aus Mainz, der sich jedoch auch erst noch an die neue Liga gewöhnen muss – hat vor allem die Defense in der frühen Saisonphase erste Ausrufezeichen gesetzt. „Die Defense spielt in der Tat derzeit auf einem sehr hohen Level. Das liegt zum einen natürlich an der sehr guten Arbeit der Trainer – inklusive Tim Edmonds. Zum anderen haben sich die Jungs aber auch wirklich extrem gut weiterentwickelt. Junge Spieler wie Pascal Rogawski oder Yaw Mensah spielen bis jetzt eine ganz starke Saison. Herausheben möchte ich da aber auch die beiden Uschold-Brüder, die sicherlich hauptverantwortlich waren dafür, dass wir das Mainzer Laufspiel so gut kontrollieren konnten.“
Nun also geht es für die Farmers am Sonntag nach Weinheim: „Ein weiterer starker Aufsteiger“, sagt Haas, „der mit der knappen Niederlage gegen Holzgerlingen bereits gezeigt hat, zu was er fähig ist. Wir müssen sicherlich mit der gleichen Intensität in Weinheim auftreten die wir auch gegen Mainz an den Tag gelegt haben.“