Acht Sekunden noch auf der Uhr. Der Ball an der eigenen 32-Yard-Linie. Eine Distanz, die es in sich hat. Da machst du nicht mal eben so ein Fieldgoal. Erst Recht nicht, wenn du ein paar Spielzüge vorher aus kürzerer Distanz verschossen hast. Die Weinheim Longhorns versuchen es dennoch – und entscheiden so Sekunden vor dem Ende die Partie für sich: Kicker Justin Wiedelbach trifft zum 18:17 und besiegelt damit die erste Saisonniederlage für die Montabaur Fighting Farmers in der Regionalliga Mitte. Die Westerwälder haben jedoch schon am kommenden Samstag die Chance, im Heimspiel gegen die Pforzheim Wilddogs (Kick-off 16 Uhr) in die Erfolgsspur zurückzufinden.
„Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen“, analysierte Farmers-Headcoach Sebastian Haas das 0:0 nach dem ersten Quarter. Die Gäste konnten in der Offense wieder auf Spielmacher Kevin Brüngel zurückgreifen, der sich in Hälfte eins die Spielzeit mit Quarterback Christian Baader teilte. Running Back Zain Gower fehlte jedoch verletzungsbedingt, und auch Andre Bidinger stand viel zu früh im Spiel nach einer Verletzung nicht mehr zur Verfügung. Die Farmers mussten improvisieren – aber dazu später mehr. Denn zunächst war es der Aufsteiger aus Weinheim, der im heimischen Sepp-Herberger-Stadion Punkte auf das Scoreboard brachte. Ein Touchdown und ein Fieldgoal – und die Longhorns führten mit 9:0.
Wichtig für die Farmers: noch vor der Halbzeit gelang der Anschluss: Von Brüngel angeführt schafften es die Farmers bis an die Endzone heran, dort bekam Linebacker Tim Edmonds das Leder in die Hand gedrückt und lief zum Touchdown (Zusatzpunkt Tino Balle). Der US-Import spielte nach der Verletzung von Bidinger Offense und Defense und sorgte mit seinen erlaufenen Yards für ordentlich Bewegung.
An diesem Bild änderte sich auch in Hälfte zwei zunächst nicht viel – aber solange es erfolgreich war, konnten die Westerwälder damit gut leben: Mit seinem zweiten Touchdown brachte Edmonds die Gäste im dritten Quarter erstmals in Führung (14:9). Und als im letzten Viertel Tino Balle mit einem Fieldgoal auf 17:9 erhöhte, da lag der dritte Sieg im dritten Saisonspiel in der Luft.
Doch Weinheim bewies Moral und Nerven, wollte sich in einem nicht hochklassigen, aber dennoch spannenden Spiel noch nicht geschlagen geben. Mit einem Touchdown verkürzte man auf 15:17, die anschließende Two-Point-Conversion verhinderte Farmers-Routinier Dirk Machalett mit einem Quarterback-Sack. Am anschließenden Onside-Kick der Weinheimer scheiden sich die Geister: Für die Gäste hatte Kicker Justin Wiedelbach den Ball schon nach wenigen Yards und damit viel zu früh berührt, die Unparteiischen gaben den Gastgebern aber das Ballrecht. „Eine wirklich fragwürdige Entscheidung“, sagte Haas. „Aber daran hat es nicht gelegen, dass wir die Partie am Ende noch aus der Hand gegeben haben.“
Denn: Weinheim konnte den Drive nur mit einem Fieldgoal-Versuch abschließen, der Ball segelte aber an den Torstangen vorbei. Die Farmers-Offense schaffte es danach jedoch nicht, ein neues First Down zu erzielen und damit wichtige Zeit von der Uhr zu nehmen. Montabaur musste noch einmal punten, kassierte zudem eine saublöde (O-Ton Haas) und korrekte Strafe und brachte Weinheim dadurch überhaupt erst so „nah“ an die eigene Endzone. „Justin ist ein riesen Kicker, ich war gar nicht skeptisch“, sagte Weinheims Headcoach Sven Gloss. „Er hat einen super Fuß. Ich kann ihm voll vertrauen.“
Der Kick von Wiedelbach bescherte dem Aufsteiger aus der Oberliga den ersten Saisonsieg. „Die Farmers haben uns das Leben schwer gemacht, aber in den entscheidenden Situationen hat unsere Defense ganz gut gespielt. Die Offense war nur schwer in Tritt gekommen, da haben die Umstellungen am Ende glücklicherweise geklappt und zum Sieg gereicht.“ „Weinheim hat seine Chancen eiskalt ausgenutzt“, sagte Haas. „Wir haben es versäumt, im vierten Quarter den Sack zuzumachen. Mit einem First Down mehr hätten wir vermutlich gewonnen.“