Manchmal brauchst du nur eine einzige Spielszene beschreiben, um die Geschichte eines ganzen Spiels zu erzählen: 1. Quarter, Ballbesitz Montabaur. Ein paar Yards sind es bis in die Endzone. Aufgerufen ist ein Spielzug über den Running Back. Doch als Spielmacher Kevin Brüngel den Ball übergeben will, ist da gar kein Running Back. Planänderung. Kurzer Lauf in die Endzone. Ob mit dem Knie schon am Boden (und damit Touchdown) oder nicht, darüber scheiden sich die Geister. Fakt aber: Brüngel verliert den Ball. Darmstadt hat die Hand schon am Fumble, da schlägt Martin Brakonier noch einmal nach dem Leder. Das ist plötzlich wieder frei, bis Tino Balle „drauffällt“. Touchdown Montabaur. Am Ende gewinnen die Fighting Farmers das Auswärtsspiel in der Regionalliga Mitte mit 10:6 (7:6). Kicker Balle macht alle Punkte, obwohl drei Fieldgoalversuche nicht das Ziel finden. Noch Fragen?
„Das war nicht gerade schön, aber es war erfolgreich“, sagt Farmers-Headcoach Sebastian Haas. „Ein ganz wichtiger Sieg.“ In der Tat: Die Westerwälder bleiben mit diesem Erfolg weiter im Rennen um einen Play-off-Platz, fahren im siebten Saisonspiel den fünften Sieg ein. Nach dem Hinspiel (20:0) gewinnen sie auch das Rückspiel gegen Darmstadt. Über das “Wie” wird am Ende der Saison niemand mehr sprechen.
Dem einzigen Touchdown der Farmers beim Gastspiel in Hessen folgten im zweiten Quarter gleich zwei vergebene Fieldgoalversuche. Kicker Tino Balle, der zuvor neben dem Touchdown auch den Zusatzpunkt besorgt hatte, vergab bzw. wurde geblockt. Die Partie blieb eine knappe Kiste, zumal sich die Diamonds mit einem Lauf von Jermain Elder bis auf 6:7 herankämpften. Allerdings ging bei Darmstadt der Zusatzpunkt daneben – es sollte auf den ersten Blick nicht der Tag der Kicker sein.
Doch Balle war es am Ende, der trotz eines weiteren Fehlversuchs in Hälfte zwei nicht die Nerven verlor – und mit einem verwandelten Fieldgoal im dritten Quarter den 10:7-Endstand besorgte. 10 Punkte auf seinem Konto, das konnte sich wahrlich sehen lassen – auch wenn die Entstehung durchaus kurios war.
Dass die Partie am Ende nicht kippte, hatten die Westerwälder der Defense zu verdanken, die die Gastgeber vier Yards vor der Endzone stoppte. Als Montabaur dort zurück in Ballbesitz kam, kniete man zum wichtigen Ausärtssieg ab. „Das war ein zum Teil sehr zerfahrenes Spiel“, sagte Haas. „Wir haben mit der Offense viele Yards gemacht, konnten aber drei Mal aus einem Ballbesitz in der Red Zone kein Kapital schlagen. Dadurch haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht.“
Ärgerlich war zudem, dass die Farmers zu oft neue First Downs der Diamonds möglich machten, weil man mit Strafen den Gastgeber die Kette bewegte. „Wir haben 165 Yards an Strafen hergegeben“, ärgerte sich Haas. „Das ist zwei Mal über den Platz. Da müssen wir dran arbeiten.“ Zeit dafür hat man nun zwei Wochen lang vor dem nächsten Spiel in Holzgerlingen. Zeit, die auch aus anderem Grund wichtig ist: Zahlreiche Akteure haben sich beim Spiel in Darmstadt verletzt. „Ich hoffe, wir bekommen den einen oder anderen in den kommenden zwei Wochen wieder fit“, sagt der Headcoach.