So viele Jahre spielt er nun schon Football, und doch gibt es Dinge, die hatte er vorher noch nie getan. Einen Touchdown erzielen zum Beispiel – das war beim Heimspiel gegen Mainz eine echte Premiere für Defense-Routinier Dirk Machalett. Doch der kurze Lauf in die Endzone, und das soll keinesfalls respektlos klingen mit Blick auf den Gegner, war weniger anstrengend als das, was danach kam: Die vielen Glückwünsche und Umarmungen der Coaches und der Mitspieler. Wenn es eine (visuelle) Erklärung dafür gebraucht hätte, warum die Fighting Farmers Montabaur in der American Football-Regionalliga Mitte noch ungeschlagen sind, dann waren es genau diese Szenen. „Die Jungs haben einfach Bock gemeinsam Football zu spielen“, sagt Farmers-Headcoach Sebastian Haas. Das könnte ihnen am Ende der Saison vielleicht sogar die Meisterschaft einspielen, doch der Blick richtet sich stets nur auf den nächsten Gegner, und der heißt am Samstag Kassel Titans. Die Partie auf der Hessen-Kampfbahn in Kassel beginnt um 16 Uhr.
55:6. Ein Kantersieg im Derby gegen Mainz. Und das drei Wochen, nachdem man in Mainz nur knapp mit 14:12 gewonnen hatte. Diesen Ausgang hatten die wenigsten erwartet. „Wir haben sicherlich gut gespielt, dürfen die Höhe des Sieges aber auch nicht überbewerten“, sagt Haas. „Das Mainzer Team war aufgrund von Ausfällen nicht mit dem von vor drei Wochen zu vergleichen. Aber das war ohne Frage mit die beste Saisonleistung unserer Mannschaft – Offense wie Defense.“
Die Verteidigung ließ erneut kaum gegnerischen Raumgewinn und auch nur einen Touchdown zu. Die Offense zeigte sich zudem beeindruckend variabel: Die acht Touchdowns wurden von sieben unterschiedlichen Spielern erzielt. Vier Mal ging es mit Passspiel in die Endzone, vier Mal durch Laufspielzüge. „Das hat mich in diesem Spiel am meisten gefreut“, sagte Haas. „Natürlich werden unsere Gegner in erster Linie immer versuchen unser Laufspiel zu stoppen. Das wiederum eröffnet uns aber mehr Möglichkeiten im Passspiel, die wir gegen Mainz gut ausnutzen konnten.“
Wenn es obendrein auch innerhalb der Mannschaft stimmt, dann sind auch sechs Siege in sechs Saisonspielen möglich – und das, obwohl man durchaus Leistungsträger über den Winter verloren hatte und diese zum Teil durch Rookies ersetzt wurden. „Die Stimmung im Team war schon immer die Basis für erfolgreichen Football in Montabaur“, unterstreicht Haas. „Das fängt damit an, dass Quarterback Chris Baader seinen Linesman vor jedem Spiel Frühstück mitbringt, und geht dahin, dass am Samstag nach dem Spiel fast das gesamte Team beim Barbecue bis spät in die Nacht zusammen feiert. Für die Jungs hört Football nicht nach vier Quartern auf.“
Vor einer langen Sommerpause von fünf Wochen steht nun das Auswärtsspiel in Kassel auf dem Spielplan. „Wir dürfen die Titans nicht unterschätzen. Wir blicken nur von Woche zu Woche und unser ganzer Fokus gilt Kassel.“ Dass es danach eine lange Pause geben wird, ist nicht ganz nach dem Geschmack des Headcoaches. „Nicht ideal, weil wir gut in Tritt sind. Ich würde gerne weiter durchziehen. Mal eine Woche frei zwischen den Spielen ist gut, aber fünf Wochen sind schon lang. Aber wie gesagt, jetzt gilt unsere Konzentration erst einmal Kassel.“