Es war ein ungleiches Duell, obwohl es vor drei Wochen doch noch so knapp war. Doch dieses Mal waren die Vorzeichen andere. Ersatzgeschwächte Golden Eagles aus Mainz waren im „Rückspiel“ des Rheinland-Pfalz-Derbys bei den Fighting Farmers Montabaur klar unterlegen. Die Gastgeber zogen beim 55:6 (21:0, 14:6, 0:0, 20:0)-Heimerfolg konsequent und variantenreich ihren Gameplan durch. Zum Beleg: Die acht Touchdowns, vier Lauf- und vier Pass-Spielzüge, verteilten sich auf sieben verschiedene Spieler. Noch beeindruckender war da nur die Kulisse: Mehr als 700 Zuschauer kamen trotz Regenwetters ins Mons-Tabor-Stadion, um ihre Farben beim sechsten Sieg im sechsten Saisonspiel anzufeuern.
Vier Drives, drei Touchdowns, ein Fumble – und das alles im ersten Quarter. Die Vorzeichen waren schnell auf Sieg gestellt bei den Farmers. Im ersten Drive brauchte es nur wenige Spielzüge, um in Schlagdistanz zu kommen. Das nutzte Zain Gower mit einem Touchdown-Lauf über 10 Yards auch prompt aus. Nächster Ballbesitz, nächster Touchdown – dieses Mal ging es auf den finalen Metern noch schneller. Quarterback Christian Baader bediente Mike Gerolstein mit einem Pass über 35 Yards. Und es kam noch schlimmer für die Gäste: Ohnehin schon ohne Stamm-Spielmacher Marc Ehrhardt angereist verletzte sich sein Back-up James Vidro-Zayas noch im ersten Quarter. Fortan versuchte sich Kalon Jeter, ausgestattet mit schnellen Beinen und gutem Arm. Doch auch er konnte gegen die starke Farmers-Defense kaum Akzente setzen. Auf der Gegenseite gab es nach einem zwischenzeitlichen Fumble der Farmers den nächsten Touchdown durch Lucas Lauel: Zehn Yards vor der Endzone spielten die Westerwälder einen vierten Versuch aus und kamen per Pass zum Erfolg. Samt dreier Zusatzpunkte von Mike Gerolstein stand es nach dem ersten Quarter bereits 21:0.
„Wir hatten viele Ausfälle in Offense und Defense“, sagte der Mainzer Offense-Coordinator Frank Wolf. „Wenn du dann so schnell so deutlich zurückliegst und du weißt, dass dein Stamm-Quarterback, von dessen Pass-Spiel du lebst, nicht da ist, dann ist die Motivation schnell nicht mehr die Größte. Und so läuft ein solches Spiel dann ergebnistechnisch schnell aus dem Ruder, obwohl es vor drei Wochen noch so knapp war.“
Ein Score sollte den Gäste aus der Landeshauptstadt dann aber doch gelingen, und das gleich zu Beginn des zweiten Quarters: Damon Byrd hatte beim Return den Ball verloren, Mainz nutzte das Angriffsrecht für einen 35-Yards-Touchdownpass von Jeter auf Haiko Heidermann. Doch schon der Zusatzpunkt wollte nicht mehr gelingen, die Farmers blockten den Versuch erfolgreich.
Offensiv lief es ohnehin weiter wie am Schnürchen. Trotz Nieselregen versuchte Montabaur es oft durch die Luft und hatte dabei Erfolg: Einmal mit einem Pass auf Mike Gerolstein (20 Yards), einmal mit einem langen Ding auf Pascal Rogawski, der Sekunden vor der Pause das Zuspiel von Baader fing und den Ball über 80 Yards in die Mainzer Endzone trug. Ein, zwei Mal schaute er sich dabei noch um, doch dem sprintstarken Athleten konnte niemand mehr (ernsthaft) folgen. Zwischen den beiden Touchdowns hatte eine Interception von Christian Ammann den Gastgeber kurz vor der Pause noch einmal Ballbesitz beschert, den man prompt dazu nutzte, den Zwischenstand durch Rogawski auf 35:6 in die Höhe zu schrauben (beide Zusatzpunkte Gerolstein).
Einem punktlosen dritten Quarter ließen die spielfreudigen Gastgeber noch drei weitere Touchdowns folgen – allesamt wurden erlaufen: Matthias Pitsch tankte sich aus zwei Yards in die Endzone durch, Spielmacher Christian Baader tat dies aus 35 Yards Distanz. Und kurz vor dem Ende gab es eine echte Premiere: Defense-Routinier Dirk Machalett trug das Leder aus fünf Yards in die Endzone. „Für Situationen über kurze Distanz haben wir in dieser Saison eine Formation eingeführt, in der auch zwei Defense-Spieler mit eingebunden sind“, erklärte Farmers-Headcoach Sebastian Haas. Einer von ihnen war dieses Mal Dirk Machalett, der den ersten Touchdown seiner Karriere erlief. Unterm Strich blieb (nach zwei weiteren Zusatzpunkten von Gerolstein) ein deutlicher und hochverdienter 55:6-Heimerfolg für den Spitzenreiter der Regionalliga. Dass das Derby phasenweise, besonders im letzten Quarter, auch hitzig geführt wurde, war mit dem Schlusspfiff kein Thema mehr. Zum Handshake gaben sich alle Akteure fair die Hand – so soll es sein.
„In der Deutlichkeit ist das Ergebnis sicherlich überraschend, aber Mainz war auch nicht mit dem ersten Aufgebot am Start“, sagte Haas. „Ich bin sehr froh, dass wir unser Spiel so konsequent durchgezogen haben. Wir kommen langsam dahin, wo wir spielerisch sein wollen. Wir haben heute auch in Drucksituationen abgeliefert und sehr variabel gespielt. Die Defense hat auch wieder sehr stark gespielt und sehr wenig zugelassen. Ein Big Play kannst du dir immer mal fangen, das kann passieren.“