Die Stimme ist ruhig, der Blick entschlossen. Einer redet. 25 Mann hören zu. Alle spüren: Diese Woche ist jedes noch so kleine Detail wichtig. Der, der da gerade redet ist Tim Edmonds. US-Import. Linebacker. Manchmal auch Running Back. Die, die zuhören tragen schwarze Jerseys. Die (nach Gegenpunkten) derzeit beste Defense der Regionalliga Mitte. Das wären sie gerne auch noch am Sonntagabend. Doch das wird alles andere als einfach. Edmonds weiß warum. Hat den nächsten Gegner im Videostudium analysiert. Wie auch seine Mitspieler. Einer sagt was, der Nebenmann ergänzt. Sie alle haben den nächsten Gegner studiert. Sie alle wissen, wie schwer diese Aufgabe wird. Sie wissen aber auch: Wer hart arbeitet, wird belohnt. Kurzes Teamhuddle. Dann geht es zum Aufwärmen. Der Auftakt in eine besondere Woche bei den Fighting Farmers Montabaur, an deren Ende es am Sonntag zum Spitzenspiel in der Regionalliga Mitte kommt: Der Zweite aus dem Westerwald empfängt den noch ungeschlagenen Ersten Albershausen Crusaders. Kick-off am ungewohnten Sonntag ist um 16 Uhr. Bisschen früher da sein wäre eine gute Idee. Es dürfte voll werden auf den Rängen des Mons-Tabor-Stadions.
Hineinblicken ins Seelenleben eines Teams vor einem solchen Spitzenspiel – das ist aus der Distanz gar nicht so einfach. Aber es gibt ja Facebook. Und gute Fotografen. Die hielten fest, wie viel Spaß die Farmers-Familie am spielfreien Wochenende in der Vorwoche hatte. Die „kämpfenden Bauern“ charterten einen Bus und fuhren zum Heimspiel der Frankfurt Universe, um sich das Heimspiel in der EFL gegen die Badalona Dracs anzuschauen. Dort, in einem Vorort von Barcelona, spielt US-Boy Drew Clausen, letztjähriger Quarterback der Farmers. Ein Familientreffen in der Mainmetropole. Bei Regen und unter Flutlicht. Teambuilding halt. „Dieses Teamgefühl ist uns als Coaches sehr wichtig“, sagt Farmers-Headcoach Sebastian Haas. „Daher forcieren wir solche Aktivitäten gerne. Das Wir-Gefühl ist in diesem Jahr unsere große Stärke. Wir haben im Winter zahlreiche Leistungsträger an Zweitligisten verloren. Das können wir nur mit einer geschlossenen Teamleistung kompensieren.“
Mittlerweile sind auch die Jungs mit den weißen Trainingsjerseys auf der gemeinsamen Stadionrunde zum Warm-up. Wie spielt die Defense der Crusaders? Wo sind die Stärken? Wo sind sie anfällig? Sind sie das überhaupt? Auch die Offense hat ausgiebig Video geschaut. Doch die Wahrheit, fünf Mark ins Phrasenschwein, liegt noch immer auf dem Platz. „Albershausen ist eine sehr starke Mannschaft, die sich mit ihren drei Imports noch einmal gezielt verstärkt hat“, sagt Haas. Wohlgemerkt: verstärkt. Die Imports sind wichtig, aber das Team drumherum hat es Football-technisch auch faustdick hinter den Ohren. Das wissen sie in Montabaur. „Das ist der dickste Brocken, den wir in dieser Saison bisher vor der Nase hatten. Trotzdem wollen wir vor heimischen Fans weiter ungeschlagen bleiben.“
Apropos ungeschlagen – der Blick auf die Statistik: Albershausen (8:0 Punkte) hat bisher alle vier Saisonspiele gewonnen. Gleich zum Auftakt gab es dabei den „Hallo-Wach-Moment“, als man beim abgeschlagenen Schlusslicht Frankfurt Pirates trotz klarer Führung die Partie fast noch aus der Hand gab und am Ende nur knapp mit 26:25 die Oberhand behielt. Das unterscheidet die Crusaders derzeit von den Farmers (8:2). Deren „Hallo-Wach-Moment“ endete mit einer knappen Niederlage in Weinheim – die bisher einzige in fünf Spielen. Dritte starke Kraft in der Regionalliga ist Zweitliga-Absteiger Holzgerlingen Twister (8:2), der in der Vorwoche jedoch mit 24:37 in Albershausen verlor.
„Unsere Defense stand sehr gut“, sagt Marc Herbst, Defense-Coordinator der Crusaders mit Blick auf den Sieg gegen Holzgerlingen. „Es ist uns gelungen, den starken Lauf der Twister zu unterbinden. Obendrein hat unser US-Quarterback Tim Morovick ein hervorragendes Spiel gemacht.“ Albershausen ist mit dem Ziel in die Saison gegangen, es in die Play-offs zu schaffen. Derzeit ist man klar auf Kurs. „Jetzt hoffen wir, dass wir auch am Wochenende wieder eine solche Leistung abrufen können“, sagt Herbst. „Aber jedes Team spielt anders.“
Den heimischen Fans im Westerwald legt Farmers-Headcoach Haas ans Herz „am Sonntag bei den Farmers vorbeizuschauen. Wir werden alles tun, um den Crusaders die erste Niederlage der Saison beizubringen. Das funktioniert jedoch nur, wenn wir – neben unserer geschlossenen Mannschaftsleistung – auch wieder auf unsere Fans zählen können. Die Stimmung beim letzten Heimspiel gegen Darmstadt war grandios. Wir würden im Topspiel da gerne noch eine Schippe drauflegen.“