Ein Saisonauftakt mit Luft nach oben. Auf beiden Seiten des Balles. Und für beide Teams. Und mag das Ergebnis auch deutlich klingen, sie wissen es im Lager der Montabaur Fighting Farmers sehr gut einzuschätzen. Die Westerwälder haben das erste Spiel der neuen Saison in der Regionalliga Mitte bei den Frankfurt Pirates mit 36:0 (13:0, 3:0, 6:0, 14:0) gewonnen. Ein äußerst gelungener Start in der Mainmetropole. Aber noch lange kein Grund, fortan in höheren Sphären zu denken. „Das Spiel war sehr zerfahren“, hatte Farmers-Headcoach Sebastian Haas kein rauschendes Footballfest gesehen.
Schon vor dem Spiel stand fest: Auf der Schlüsselposition des Quarterbacks mussten beide Teams variabel sein. Bei den Farmers fehlte die 1a-Variante Kevin Brüngel, die 1b-Variante Christian Baader hatte aber – nicht nur nach einem starken Auftritt im Pre-Season-Game gegen Gelsenkirchen – das volle Vertrauen der Westerwälder. Bei den Pirates war das anders: Der aus den USA eingeflogene Quarterback hatte noch keine Spielgenehmigung – zumindest nicht am Sonntag. Am Montagmittag, kurzer Smalltalk mit Pirates-Headcoach Keith Williams am Telefon, ist die Spielberechtigung da. „Einen Tag zu spät“, sagt der Ober-Pirat. „Schade. Aber so ist das im Leben.“
Frankfurt musste improvisieren – und Williams ahnte das, was folgen sollte: „Ich habe damit gerechnet, dass wir offensiv kaum Möglichkeiten haben werden. Dadurch wuchs der Druck auf die Defense.“ Und die hielt dem Druck der Farmers nicht lange stand: Running Back Zain Gower stand nach einem Jahr Football-Pause wieder für die Westerwälder auf dem Feld und brachte sie prompt mit einem Touchdownlauf in Führung (Zusatzpunkt Mike Gerolstein). Wenig später bediente Baader mit einem Touchdown-Pass Receiver Lucas Lauel. Inklusive eines Fieldgoals von Gerolstein im zweiten Quarter führten die Gäste zur Halbzeit bereits mit 16:0.
Bitter für beide Teams: Die Spielmacher konnten da nur noch zuschauen: Sowohl Frankfurts Alternative (Williams: Nur eine Prellung) als auch Montabaurs Quarterback Baader mussten im zweiten Quarter verletzt raus. Bei den „kämpfenden Bauern“ griff Variante 1c: Pascal Rogawski. „Das hat uns in unseren offensiven Möglichkeiten limitiert“, sagte Haas, was sich natürlich nicht auf die Qualität des ehemaligen Farmers-Spielmachers bezog, der sich längst in der Farmers-Defense heimisch fühlt. Rogawski kann Quarterback. Die Offense mit ihm am Ruder war nur nicht eingespielt. Trotzdem ließen sich die Gäste nicht vom punkten abhalten.
Den ersten Touchdown in Hälfte zwei besorgte Rogawski mit einem Lauf selbst. Die weiteren Besuche in der Pirates-Endzone gingen auf das Konto von Andre Bidinger (Lauf) und Markus Wenning (nach Pass von Rogawski). Samt zweier Zusatzpunkte von Tino Balle fuhren die Westerwälder am Ende einen ungefährdeten 36:0-Sieg ein. Erfreulich: Sechs Scores, sechs verschiedene Spieler – die Farmers hatten trotz der Ausfälle ausreichend Qualität auf dem Platz, um die Partie klar zu gewinnen.
„Nach der Halbzeit war der Druck so groß, dass bei uns einfach nichts mehr ging“, sagte Williams, der mit dem Spiel seiner Piraten dennoch gut leben konnte. „Ich bin eigentlich zufrieden. Das wird schon.“ Noch zufriedener war freilich sein Gegenüber Sebastian Haas: „Wir haben uns von der Unruhe auf dem Feld nicht anstecken lassen“, spielte er unter anderem auf die zahlreichen Wechsel auf der Spielmacher-Position bei Frankfurt an. „Wir haben gut gescored. Und wir haben selbst keine Punkte zugelassen, das war sehr gut.“
Am kommenden Samstag folgt das erste Heimspiel der neuen Saison, wenn die Farmers um 16 Uhr im Mons-Tabor-Stadion die Mainz Golden Eagles zum Rheinland-Pfalz-Derby im Westerwald empfangen. Bereits um 13 Uhr empfängt die Jugend der Farmers Bad Kreuznach.